affenjagd in Tokyo

Liebe Freunde

 

Die Zeit vergeht im Fluge, es herbstet in und um Tokyo bei schönen 30 Grad plus und tieferer Luftfeuchtigkeit - es ist sehr angenehm!

 

Wieder durften wir Gäste begrüssen und Gäste verabschieden in unserem „chez Hagi“ und wir bemerkten, dass Gäste, welche uns hier in Tokyo besuchen kommen, nicht nur Tips und Tricks für ihre Ferien hier in Japan von uns erhalten- sondern sie bringen uns im Gegenzug auch immer etwas mit!

Nein, nicht die Fondues, Schokoladen und all die anderen leckeren Dinge! Ich denke hier mehr an nicht unbedingt messbaren Dingen des Lebens. Nicht jeder Besucher will dasselbe Tokyo sehen, nicht jeder dasselbe Japan und das bringt uns jeweils die Chance, unsere momentane Heimat auch von einem uns anderen Blickwinkel aus zu betrachten....

 

So war es sicher ein weiteres Highlight, als uns unsere „Gottechinder“ (Paten-Kinder sind das, meine lieben Deutschen und Österreicher) aus Los Angeles besucht haben. Zuerst mit ihren Eltern und später durften wir uns auch noch ohne elterlichen Beistand geniessen....

 

Endlich konnten Monika und ich, ohne hier gross aufzufallen, ein paar coole Dinge tun, wie zum Beispiel das Edo-Wonderland zu besuchen, einen Tag lang im Kimono draussen herumzulaufen, einen ferngesteuerten Indoor Helikopter unter dem Tisch durchfliegen zu lassen und vieles vieles mehr. Bilder im Anhang sprechen ihre eigene Sprache hierzu!

Für Kinder ist Japan und Tokyo mit all ihren Eigenheiten nochmals anders, als für uns „Erwachsene“. Bei einem Nachtessen zum Beispiel, im „geschützten Rahmen“ bei uns zu Hause, biss Jannick auf einen knorpeligen Teil seines Steaks. Da er dieses Teil lieber nicht schlucken wollte und er es auch möglichst gleich wieder loswerden wolllte, stand er auf, um in die Küche Richtung Abfallsack zu gehen .... doch nicht ohne sich umdrehend zu vergewissern:

„ist das jetzt brennbar oder nicht brennbar?“ In Japan wird der Abfall nämlich in 14 Kategorien eingeteilt; wir machen es in unserem Haus nicht ganz so kompliziert, aber ob „brenn- und nicht brennbar“ ist hier immer die Standardfrage.

 

Jüngeren Besuchern buchen wir jeweils eine Doppelstunde Japanisch, damit sie die einfachsten und wichtigsten Dinge sagen oder auch vom Blatt ablesen können. Ich muss sagen von den „Gottechindern“ und deren raschen Auffassungsgabe war und bin ich begeistert. Jannick zum Beispiel hatte nie einen Lift betreten ohne sich dabei auf Japanisch zu entschuldigen und natürlich tat er dies auch beim Verlassen desselben. Unsere Haus-Rezeptionisten hatten gleich gemerkt, dass diesmal die „Creme de la Creme“ bei uns eingezogen war, da sie ausschliesslich auf japanisch von den zwei „Kids“ begrüsst wurden! Ich habe definitiv mein Vorbild in diesen Zweien gefunden...und bemühe mich seither, es ihnen gleich zu tun.

Auf der anschliessenden 5-taegigen Rundreise haben wir dann eben Japaner „gespielt“.

Wir schliefen im Ryokan zu viert am Boden auf Futons, wir badeten in wahnsinnig heissen Quellen (wenn nicht gerade wilde Affen darin waren) und wir haben gegessen, was halt so auf den Tisch kam. Nicht immer wussten wir, was sich zwischen unseren Essstäbchen befand...mal schmeckte es besser, mal halt etwas weniger. „Gell Jannick?!“

Apropos Affen: Im „Zürcher Tagesanzeiger“ – oder heisst er jetzt „Zürich Tagesanzeiger“ (siehe letzter Bericht „Japaneese Times“) - stand im September die Geschichte, dass ein wilder Affe Tokyo unsicher machen würde. Wir können nun Allen bestätigen, dass diese Geschichte wahr ist und scheinbar kein Ende findet. Da wir kein Fernseher haben, brauchten wir etwas länger, als unsere Freunde in Zürich, um von dieser Geschichte Wind zu bekommen. Es sind nun doch schone einige Woche her, dass sich dieser eine Affe - wohl auf einen Zug aufgesprungen - vom Lande her in die Stadt aufmachte. Es gibt Bilder und  Videos von ihm und neuerdings folgende Schlagzeilen in der Presse: „wilder Affe entkommt Polizei“, „Affe macht Chaos in U-Bahn“, „Affe führt die Polizei rund um die Stadt“ etc. Einmal wurde er in der U-Bahn Station von Shibuya gesehen. Shibuya-Station wird täglich von 2 Millionen Menschen frequentiert! Aber bis zu diesem Jahr noch nie von einem Affen! Somit änderte sich am 20. August 2008 die Statistik für Shibuya-Station in: „2 Millionen und 1 Affe“. Als die Polizei auftauchte, entschied sich der Affe die U-Bahn nicht mehr zu benutzen – schwarzfahren lohnt sich halt doch nicht - und entschwand im Strassengetümmel

 

http://de.youtube.com/watch?v=T4Qrh8jD_6E&feature=related

 

Ich frage mich, ob die 100 (!!) Polizisten, welche ohne Erfolg mit Netzen auf die Affenjagd gingen, ebenfalls neu in die Statistik der Shibuya Station aufgenommen wurden?

 

http://www.reuters.com/article/lifestyleMolt/idUST28731320080820

 

In der Zwischenzeit hat Monika noch etwas mehr Japanisch gelernt, sie kann nun (nach 7 Monaten) auch schon Kana lesen, doch manchmal ist es halt auch etwas trickreich, dass man das richtige Wort versucht zu übersetzen: in einem Hotel auf unserer Reise übergab man mir zwei Voucher und erklärte mir diese auf Japanisch. Ich habe verstanden, dass man diese am selben Abend ab 7.30 einlösen kann, hatte aber nicht verstanden, für was denn. Monika versuchte es mit lesen. Und es gelang ihr zwischen allen chinesischen Schriftzeichen, das Wort war "takamatsu" zu entziffern. Mit dieser neuen Erkenntnis, fragte sie dann voller Stolz den Receptionisten, „takamatsu wa nan desu ka?" (was ist takamatsu?).  Die Antwort war irgendwie überraschend (oder aber auch nicht): „das ist der Name des Hotels, in dem sie sich befinden“. Nicht wirklich mit einer Siegermiene beschlossen wir, den Inhalt des Vouchers einfach um 7.30 bei Abgabe zu erfahren. Es war eine Einladung für ein Kinderspiel, eine Art Jojo, welche unsere 2 Gottechinder jedenfalls dankbar annahmen.

Übrigens bereits am Wochenende darauf machte Monika ihren Übersetzung-Patzer wett, indem sie in einem Ryokan auf einer rein japanischen Menukarte den Wein darauf fand und uns einen guten chilenischen Chardonnay bestellte. Ohne Schriftkenntnisse, keine Chance...und glaubt mir, diese 15 Minuten wartete ich gerne!

Rechtzeitig, bevor die Gottechinder wirklich gross werden und dann mal nichts mehr von mir und Monika wissen wollen, habe ich am 14. August Nachwuchs erhalten. Ein neuer Goettibueb namens Ivan wird sich an mich gewöhnen müssen. - Ja, er weiss es schon!

 

Er hat natürlich sofort Post erhalten aus Japan, mit den notwendigsten Dingen die nur hier erhältlich sind. Das wohl Nützlichste - nun gut, er hat es noch nicht selbst bestätigt - ist ein Schlabberlatz mit einer im roten Kreis rot durchgestrichenen Fotokamera. Nein, das geschah nicht in der Absicht, dass Ivan seine eigenen Bildrechte verwalten kann (sein Vater ist Anwalt, da würde ich nie reinreden) aber es ist doch ein Persönlichkeitsschutz, der wenigstens in den ganz jungen Jahren durchgesetzt werden sollte. Dass sich das ja später ändert, siehe Bild (junge Japaner)

Seit wir in Tokyo wohnen, geht meine Uhr viel zu langsam. Eventuell ist das mir vorher einfach nicht aufgefallen. In der Schweiz schätzen wir zwar die Pünktlichkeit und ich pflege sie auch, aber hier in Japan wird sie nicht gepflegt, sie wird vollstreckt. In Geschäfts- Konferenz-, Telefonschaltungen mit anderen Ländern sind wir hier immer die ersten die sich einwählen – pünktlich natürlich! Aber hier wird es eine Herausforderung dies auch zu sein. Wie ich das schaffe mit meiner teuren Schweizer Uhr, die steht’s etwas langsamer wird? Mit meiner Japanisch Lehrerin!

Maekawa-san hat zweimal pro Woche von 8 Uhr bis 9 Uhr morgens, einmal dienstags und einmal freitags, eine Japanisch-Stunde mit mir, aus praktischen Gründen bei uns zu Hause (da ruft zu dieser Zeit niemand an, ich muss auch kein Sitzungszimmer buchen und der Kaffee ist hier auch viel besser).

 

Wenn es nun an der Haustüre klingelt, respektive die videoüberwachte Gegensprechanlage im Parterre mit uns oben eine Verbindung aufbaut und Maekawa-san freundlich, aber nicht übertrieben aufgeweckt, ein "ohaijo gozaimasu" (= guten Morgen) ins Mikrophon spricht, dann stelle ich meine Uhr auf 7.57 während ich ihren Morgengruss erwidere und sie mit einem "doozo" (=bitte) darauf aufmerksam mache, dass ich den Türknopf gefunden und gedrückt habe und sie hiermit einzulassen gedenke. So kann ich, trotz meiner langsamer gewordenen Uhr, an den Konferenzanrufen im Geschäft immer noch meinen Spruch zu den zu spät einwählenden Teilnehmer loswerden: „Schweizer Uhren, ein Synonym für Pünktlichkeit! Gibt es weltweit zu kaufen und ich sehe es als fehlenden Willen an, wenn man trotz dieser wunderbarer Errungenschaft die Zeit nicht im Griff hat“. Es ist natürlich ein völlig absurdes Gerücht, dass ich wegen der zu hohen Reparaturkosten meiner kaputten Schweizer Uhr hier in Japan extra Japanischstunden nehme!

 

Monika musste ich übrigens über Ihren Geburtstag alleine in Tokyo lassen, da ich für drei Tage nach Singapur fliegen musste. Nicht wirklich eine Situation, wie wir es uns wünschten.... Dafür konnte ich auf diesem Trip unseren Winteraufenthalt in der Schweiz ende Dezember um eine Arbeitswoche im Januar in Zürich verlängern, was uns allen ja auch etwas bringt. Von Tokyo nach Singapur bin ich mit der neuen A 380 geflogen...nicht ganz freiwillig, weil ich mir geschworen hatte, dieses Flugzeug möglichst in den ersten paar Jahren zu meiden. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Vogel zu schnell und unter zu grossem Druck aus den Airbus Fabrikhallen geholt wurde und eventuell nicht ganz reif ist zum fliegen - Er flog - Und so kann ich unsere Daten für den weihnächtlichen Besuch in der Schweiz bekanntgeben:

 

Ankunft Freitagabend, den 19. Dezember 2008

Abflug (wahrscheinlich) Freitag, den 9. Januar 2009

 

Geplante definitive Rückreise aus Japan ist zur Zeit auf Ende Juni 2009 geplant.

Wie immer alles ohne Gewähr und Überraschungen seitens der Firma sind natürlich wie immer nicht ausgeschlossen.

 

Grüsse aus dem Sushi-Land


Daniel & Monika