Reis...nichts als reis

Liebe Freunde                                                                                                                   


Reis immer nur Reis ...Wohin auch das Auge reicht... Reis  und nichts als Reis ...und deshalb habe ich mir gedacht, dass ich einmal einen ganzen Brief dem Reis widmen werde...

 

Doch wo soll ich anfangen?

 

Dass Reis ein Sumpfgras ist? Und dass deshalb alle Reisfelder durch die ganze Anbauzeit überflutet sind?

Dass ein Reisfeld abends unheimlich laut sein kann, da auf ein Reiskorn allem Anschein nach wohl mindestens auch ein Frosch kommt, der sich abends lautstark mit allen anderen unterhält?

 

Oder dass Monika und ich in Maisprach jedes Jahr versuchen bei der Weinlese im Dorf mitzuhelfen und wir deshalb der Meinung waren, wir müssten nun einen Tag „Rice Harvesting" (Reisernten) hier mit den Einheimischen ausprobieren? (Denn schliesslich sind bei uns im Dorf die Trauben ja ebenso wichtig, wie in Japan der Reis, so desu ne?)

Doch zuerst zurück zum Reis:          

 

Bevor wir uns tatsächlich mit den Eingeborenen aufs Reisfeld wagten, eigneten wir uns zuerst noch etwas Wissen über den Reis an. Wir wollten ja nicht gerade als voll...kommen Unwissende dastehen oder wusstet ihr etwa, dass:

 

  • Das älteste Reiskorn Japans auf die Zeit 300 v. Christus datiert ist.

  • Der Japanreis (es gibt übrigens verschiedene Unterarten) in Europa hauptsächlich für Milchreis gebraucht wird.

  • Das dieser nicht unbedingt aus Japan kommen muss, sondern sogar vor der heimatlichen Tür angebaut wird: Nämlich in Italien und Spanien.

  • Das auf 2/3 der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Japan Reisanbau betrieben wird. (Man stelle sich das mal vor!)

  • Das man hier Reis nicht nur zum Essen braucht, sondern auch zum Trinken.. (Sticky Reis (Klebreis) zum Essen, Langkornreis (der von uns heiss begehrte) fermentiert als Sake und destilliert als Shochu)...Man könnte also wirklich vom Reis alleine Leben!

Doch lieber nicht, denn momentan erschüttern Skandale um verseuchten Reis ganz Japan. Der Anspruch an Nahrungsmittel in Japan ist extrem hoch. Das kommt uns im Alltag hier natürlich zu Gute.

Dafür gibt es aber auch mindestens einmal im Monat einen satten Skandal.

Erst diesen Monat durfte der Landwirtschaftsminister abtreten. Grund: Reis-Skandal!

Reis, für industrielle Zwecke hergestellt, hatte den Weg auf den Esstisch vieler Japaner gefunden.

Nicht so ganz im Sinne der Verbraucher.

 

Häufig sind die Skandale in Bezug aufs Ausland durch Importware erzeugt, so auch hier.

Japan, als zwar zweitgrösste Wirtschaftsnation der Welt (!), hat die niedrigste Selbstversorgungsrate aller Industrienationen nämlich nur 39%. Also ist das Motto „Importieren, was das Zeug hält".

 

Und auch sogar Reis, trotz den 101% offizieller Selbstversorgung.

Mit staatlich hochgehaltenen Preisen werden hiesige Produzenten bei Laune gehalten und ausserdem hat sich der Reiskonsum in Japan in den letzten 40 Jahren pro Japaner schlicht halbiert!

 

Warum also importieren?

Weil a) der importierte Reis günstiger ist und b) ja bekanntlich Japanreis auch exportiert wird. Somit würde die Selbstversorgungsrate unter die magischen 100% fallen – Was aber keine will. Und somit importiert man Reis, damit auf dem Papier wieder ein Reisüberschuss zu stehen kommt.

 

Andere Getreidearten findet man in Japan so gut wie gar nicht. Fast 90% aller Getreidearten werden importiert und bei Speiseöl sind es ganze 96%.

Mit der Nord-Süd Ausdehnung Japans würde das hier alles wachsen - wenn es denn auch angebaut werden würde....

Und um noch an einem Image zu kratzen: Tofu, Sojasaucen, Misopasten, alles typische Japan-Produkte aus Sojabohnen hergestellt, werden auch zu 75% aus dem Ausland bezogen.

Doch wie kamen wir zum „Rice Harvest“?

 

Auf unseren Reisen sahen wir die vielen Reisfelder in den verschiedenen Jahreszeiten und das hat uns schon immer sehr gut gefallen. Als dann Monika noch etwas im Internet fand, das so ähnlich tönte wie „Reisernten mit Einheimischen" hielt uns nichts mehr zurück!

Dass Einheimische etwas mit Ausländern machen wollten, fanden wir eine extrem gute Sache. Vor allem - und jetzt kommt der Clou -  hat der Minister für Transport und Tourismus genau eine Woche vorher gesagt: „Japaner mögen keine Touristen, sie bleiben lieber unter sich!“ !!!  Diesen Minister gibt es übrigens auch nicht mehr, er war genau 4 Tage im Amt - Job verfehlt, kann man da nur sagen. Im Anhang dazu etwas aus „The Japan Time“.

 

Also, auf diesen Links gibt's Bilder von uns und wer des Japanischen mächtig ist, kann dann auch auf kan1.tv lesen, dass wir uns nicht ganz und gar daneben benommen haben oder so ähnlich.

 

http://blog.japanican.com/en/rice/2008/1006_overseas_tourists_help_rice_harvest_576.html

 

http://kan1.tv/modules/news/article.php?storyid=1102

 

Auf dem Bild "Monika mit dem grossen Hammer" macht sie übrigens Motchi - das sind klebrige Reisballen. Man muss sie mögen oder sich einfach etwas daran gewöhnen.

Auch die Zeitung (leider nicht „The Japan Times“ – sondern „Asahi Shimbun“) war in Form einer Reporterin da, was uns wieder klar machte, dass dies sicher nicht Alltag ist, wenn Einheimische mit Ausländern im Reisfeld stehen.

Ich habe dann im Interview natürlich mit Freude darauf verwiesen, dass dieser Ort (Tome in Miyagi) der schönste Beweis für Japaner und Ausländer ist, dass der damalige heute ehemalige Tourismusminister nicht ganz Recht hatte....

 

Und jetzt sollen die Bilder sprechen - das ist ja nur ein extra Bericht und die Sonne ist über allen Reisfeldern in Japan für heute schon lange untergegangen!

 

Hört Ihr die Frösche?

 

Reisige Grüsse aus dem Reis-Land 


Daniel und Monika