Australien Brief 1

29. Oktober 2004

Freitag, 29. Oktober 2004


Platypus


 

Liebe Freunde


Ein Jumbo der Quantas brachte uns über Nacht von Honolulu nach Sydney. Technische Probleme schon vor Abflug und 1h für die Immigration waren aber dann verantwortlich, dass wir den Weiterflug nach Cairns verpassten. Das bescherte uns eine Wartezeit von ca. 5 Stunden, was uns auch ohne Zeitdruck nicht gerade begeisterte....


Auf unseren Wunsch, die Wartezeit im Quantas Clubraum (natürlich ohne dafür zu bezahlen) zu verbringen, wollte man zuerst nicht eingehen - Quantas hätte immer Verspätung und man könnte nicht alle wartende Gäste in die Lounge einladen (Off. Begründung). Unsere Hartnäckigkeit liess uns dann etwas später aber doch noch in die bequemen Sessel des Clubraumes sinken, wo wir uns dann weiter auf Australiens Ostküste vorbereiten konnten.


Unsere Route: Cairns - Great Barrier Reef - Cape Tribulation, und über 4'400 km der Küste entlang hinunter nach Sydney, mit ein paar Abstechern ins Landesinnere.


Cairns - mehr Touristen als Australier. Durchschnittsalter liegt bei 25. 50% kommen aus Europa. Denn es ist "in" nach Australien zu fliegen und es ist einfach, in diesem Land zu reisen und zu sein. Es gibt hier unzählige Backpacker-Unterkünfte und auch wir haben dem Budget zuliebe ein paarmal davon Gebrauch gemacht. Zwar fiel es uns nicht immer leicht, einfache Unterkünfte mit shared Bathrooms zu nehmen (wenn wir auch auf ein privates Doppelzimmer nie verzichtet haben), da wir in den letzten Jahren wohl kaum in einem Hotel unter 4 Sternen abgestiegen sind. Doch wäre eine Weltreise auf solchem Niveau wohl bereits nach 2-3 Monaten zu Ende und wir wieder zu Hause.....


Aber wir dürfen nicht klagen. Kaum angekommen, buchten wir "last minute" einen 5-tägigen Tauchausflug. Da Monika den Spruch machte, wir seien auf Honeymoon (was ja nicht ganz falsch ist..) und da das Boot nicht voll war, "spülte" uns ein Upgrade gleich in die Luxusklasse und wurde uns zusammen mit einer Flasche Champagner offeriert. Die Kajüte behielten wir für uns, den Champagner verdreifachten wir auf unsere Kosten - ja, es wurde ein lustiger Abend für alle auf dem Boot...


Neun von vierzehn möglichen Tauchgängen haben wir mitgemacht, was für mich als Anfänger wohl gerade richtig war. Monika war nicht nur unter Wasser mein Buddy, sondern liess die übrigen Tauchgänge mir zuliebe ebenfalls aus. Es ist, wie man es von allen Seiten hört, ein gewaltiges Erlebnis! Von den kleinen, wunderschönen Schnecken, die durch ihre extremen Farben bestechen bis zum grossen Hai, der eher die Fantasien des Tauchers anregt. Kein Tauchplatz glich dem anderen. Die Bootsfahrt führte uns über 250 km von Cairns in den Norden bis hin zur Lizard Island. Von dort gings dann in einem 10 plätzigen Flugzeug auf 250m Flughöhe über das Great Barrier Reef wieder nach Cairns zurück. Absolut empfehlenswert für die Taucher unter Euch. Durchgeführt vom bekannten Mike Ball Team (www.mikeball.com) mit höchsten Sicherheitsstandards und 11 Crewmembers auf 14 Gästen. Mit einem Lastminute Rabatt von 40% sogar für uns noch bezahlbar!


Wieder in Cairns, holten wir unser zuvor reserviertes Auto ab, das uns in knapp vier Wochen nach Sydney bringen sollte. Die kleinste Klasse war ausgebucht, das gratis offerierte Upgrade am Abholtag nicht verfügbar - und somit standen wir dann vor einer Ford Fairlane Ghia Limousine mit schwarzem Lederinterieur und schönen Holzapplikationen! Da sich der Mehrverbrauch an Benzin auf so einer Strecke bemerkbar machen dürfte, erhielten wir, darauf hingewiesen, auf die kleinste Klasse, die wir ja bezahlt haben noch zusätzlich einen Rabatt von 15%....ja, wir sind heute Fans von Europe Rent-a-Car!!


Cape Tribulation, der nördlichste Punkt an der Ostküste, der ohne 4WD angefahren werden kann, besuchten wir zusammen mit Christine, einer Juristin aus New York, die wir auf dem Tauchboot kennen gelernt hatten. (Es ist für uns immer speziell, wenn wir Teile unserer Reise mit anderen Leuten durchführen können, welche unsere traute Zweisamkeit zusätzlich noch bereichern).


Hier im Norden sahen wir dann zum ersten Mal freilebenden Krokodile im Daintree-river - wir erwischten wohl auch gerade die richtige Tageszeit - und es wurde uns bewusst, dass die vielen Warnschilder an den Flüssen und auch am Strand nicht von ungefähr her kamen und ernst zu nehmen sind!!!


Der Wale wegen (und auch wegen der späteren Quallensaison an der Ostküste) haben wir ja bekanntlich nach Hawaii diese Seite Australiens vorgezogen.


Zur Zeit sind wir in Samoa, gefolgt von Tonga und Neuseeland, bevor wir wieder nach Australiens Süden zurückfliegen werden. Und die Wale haben es uns verdankt!! Ein Tagesausflug mit einem Boot von Harvey Bay aus hatte filmreife Wal-beobachtungen zur Folge. Von Auftauchern zu Sprüngen, dem sogenannten "breaching", bis zum eleganten Hinabtauchen mit anschliessendem Flossen zeigen - wir waren mittendrin! Und von da an reisten wir dann mit den Humbackwalen im Schlepptau die ganze Ostküste entlang. Wir sahen sie fast jeden Tag vom Land aus, zum Teil in Gruppen von sechs bis acht Walen, zogen sie mit uns Richtung Süden. Von Harvey Bay aus buchten wir ebenfalls einen 2-tages Trip auf die grösste Sandinsel der Welt: Fraser Island. Abenteuer pur war angesagt. Mit 17 Leuten aus Korea, Japan, Schweden, Neuseeland, Polen und der Slowakei waren "Multi-Kulti" Gespräche in toller Umgebung angesagt. Zwei Tage im Unimog-Bus durch tiefsten Sand haben wir keine einzige Strasse gesehen...nur Sand, Sand und Sand, zum Teil bewachsen mit einem Regenwald (Regenwald auf Sand....keine Erde!)oder Mangroven.


Vom jungen Studentenpaar aus der Slowakei wurden wir dann anschliessend nach Sydney eingeladen, wo sie seit mehr als 2 Jahren studieren, arbeiten und leben. Dort verbrachten wir später unsere letzten drei Tage, im schönen Manly, 20 Minuten von Sydney mit der Fähre entfernt.


Die Zwei brachten uns eine unglaubliche Freundschaft entgegen! Teilten das Wenige, das sie hatten, mit einer solchen Selbstverständlichkeit! Robert, der neben dem Studium als Koch in einem Seafood-Restaurant arbeitete, brachte uns sogar Lobster mit nach Hause und bereitete diesen "a la Mornay" speziell für uns zu..! Beim Abschied gab's dann Tränen auf beiden Seiten....


Mit von den schönsten Erlebnissen an der Ostküste waren unsere Begegnungen mit Menschen und Tieren. Die Landschaft, welche sich im jetzigen Frühling sehr trocken präsentiert, war leider nicht sehr abwechslungsreich. Die nördlichen 2'000 km werden vor allem vom Zuckerrohr dominiert, das im Oktober/November vom Norden zum Süden hin geschnitten wird. Die südlichen 2'000 km werden von Zuckerrohr, Zitrusplantagen und Ananasfrüchten geprägt. Was wirklich Abwechslung in diese Route bringt, sind wunderschöne Vögelarten, die farblich allesamt direkt aus dem Paradies zu stammen scheinen. Verschiedene Arten von Kängurus, die schon erwähnten Krokodile und Platypus ergänzen jeden Tag.


Um Platypusses, resp. zu gut Deutsch Schnabeltiere beobachten zu können, haben wir dann extra einen Tag in einem National Park in einer Lodge übernachtet. (Monika hat mit den Augen gerollt, als sie den Übernachtungspreis in ihr Milchbüchlein eintrug...). Der späte Abend war dann ein voller Erfolg! Schnabeltiere zu beschreiben, würde zu weit führen. Auf diesem Link gibt's Erklärungen zu diesem Tier, welches nur hier vorkommt und einmalig ist: www.schnabeltier.de


Unser Buch "Australians Wildlife" hat uns bei der Bestimmung der verschiedensten Tierarten sehr geholfen und es hat unseren "Jagdtrieb" zusätzlich angestachelt.


Und meine Filme werden langsam zu den reinsten Tierfilmen...


Natürlich haben wir dann auch noch den "Australian Zoo" des weltbekannten Tierfilmers Steve Irvine besucht. Wenn immer in Zukunft seine Filme im Fernsehen ausgestrahlt werden - wir werden uns dann an diese meist nur in Australien vorkommenden selbst erlebten Tiere erinnern!


Abgesehen von der erlebten Gastfreundschaft mit den Slowaken, haben wir natürlich auch ähnliches mit Australiern erlebt. Das Wundervollste war das Bed & Breakfast "Eden Lodge" von Libby und Jeff in Mapleton. Für unser Budget etwas zu hoch, für das Gebotene aber überhaupt nicht, wollten wir schon zum Rückzug blasen. Doch ein Wort gab das andere...Jeff wohnte vor langer Zeit einmal in der Leimenstrasse in Basel, wie ich auch....und wir fanden uns. Wie Familienmitglieder wurden wir aufgenommen. Bis spät abends zeigten wir Ihnen unsere Filme, welche wir auf den Galapagos gedreht hatten. Zum Abendessen waren wir dafür Ihre Gäste. Wir haben weniger bezahlt und haben mehr erhalten in diesen Tagen und zwar nicht nur kulinarisch! Von der ferienhalber anwesenden Mutter Libbys wurden wir dann noch für Dezember nach Perth eingeladen und andere Gäste luden uns für November nach Neuseeland ein.


Wir haben uns oft gefragt, weshalb wir so viele offene Türen finden auf unserer Reise um die Welt. Grosse Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und wunderbare Menschen, deren Begegnungen wir nicht mehr missen möchten! Wahrscheinlich ist man auf diese Art, wie wir reisen, halt einfach offener für Begegnungen mit anderen Menschen.


Im nächsten Bericht erfahrt Ihr dann:


Was geschieht, wenn man mit einer Airline ins Paradies fliegt, und dann das einzige Flugzeug der Airline (Polynesianairline) wegen eines technischen Problems nicht mehr fliegt? Werden wir "ewigs" auf Samoa hängen bleiben? Noch wissen wir es selber nicht, doch .....


Seid alle herzlich gegrüsst


Daniel & Monika