Neuseeland Brief

02. Januar 2005

Sonntag, 02. Januar 2005


NZ – Die grösste Farm der Welt



Liebe Freunde


Neuseeland - das Land, wo die Schafe immer auf beiden Seiten des Zaunes sind...oder...wie sonst kann man sich wohl 40 - 70 Mio. Schafe auf den zwei Inseln halten (bei nur 4 Mio. Einwohnern!)?


Doch bevor wir auf diese täglichen "Hindernisse" stossen konnten, mussten wir zuerst einmal die Einreise bewältigen.


Unsere nicht deklarierten Wanderschuhe wurden uns - nachdem mir bereits die deklarierte, selbstgefundene Muschel von Samoa zur Vernichtung abgenommen wurde - zum Verhängnis! Es blühte uns eine Sofort-Strafe von Nz$ 200.-. Um dem zu entgehen, bestritten wir also hartnäckigste, dass es sich hierbei um "hikingboots" handelte. Nein, nein, das seien unsere "winterboots"! Einem hinzu gerufenem Superviser erklärte ich dann, dass dies sogar typische "Swiss-winter-boots" seien und machte dazu noch ein Handzeichen auf Hüfthöhe, um ihm die unglaubliche Schneehöhe von 1.20 Meter darzustellen, die wir ja jeden Winter in unserem Dorf vorfinden...- was ihn auch sichtlich beeindruckte....Und auf einen letzten Versuch seinerseits, ob wir den mit diesen "winterboots" auch "hiken" gingen, erklärte ich "no, we just walk around in our village". Die Schuhe wurden als dann von ihnen professionell desinfiziert und wir durften nun mit geputzten Schuhen ihr Land in Angriff nehmen.


Zur Route:


Nordinsel - Auckland, Cape Reinga, Coromandel Peninsula, Rotorua, Napier, Wellington.

Südinsel - Marlborough Sounds, Hector, Franz Josef Glacier, Fox Glacier, Milford Sounds, Nugget Point, Akaroa, Christchurch.


Zum Wetter:


Der Frühling wurde in den fünf Wochen mehrmals hartnäckig vom Winter wieder eingeholt. Und wenn die arktischen Winde aus dem Süden kamen, wurde so mancher Spaziergang am Strand (vor allem auf der Südinsel) zum "Schlottertripp". Monika meinte dann immer zähneklappernd:" es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung", und die bestand bei uns aus multiplen Schichten, inklusiver langer Unterhosen. Und so wanderten wir auf der Nordinsel durch die Geysir-Landschaften, wo schwefelhaltige Schlammlöcher und Wasserfontänen gemeinsam einen Wettkampf gegen die Sturzbäche führten, die unerbitterlich vom Himmel kamen. Wir haben noch nie so viel über schlechtes Wetter gelacht, wie hier in Neuseeland! ...Und irgendwie hat dieses rauhe Klima auch zu diesen Inseln gepasst...


Zur Reise:


Zum Glück waren wir dieses Mal nicht mit dem Camper unterwegs, sondern fuhren die ca. 6'500 km mit einem kleinen Mietwagen und übernachteten in Backpacker-Unterkünften. (Den Tipp mit den "Backpackers" haben wir übrigens von meinem Cousin Ben und seiner Freundin Anja erhalten, die vor kurzem drei Monate durch NZ gereist sind, und uns von diesen Unterkünften nur so vorgeschwärmt hatten.- ein Dank nach Deutschland!)


Dank diesem Tipp also und mit einigen Vorschlägen ihrerseits bewaffnet, haben wir (doch auch nicht mehr so jung, wie sie) es gewagt, 5 Wochen nur in diesen Unterkünften zu wohnen. Welch geniale Erfahrung für uns!! Denn NZ hat ein wirklich super hohes Niveau in diesen "Backpackern", das mit keinem anderen Land zu vergleichen ist!


Da waren wir, nur um ein Beispiel zu nennen, in den Marlborough Sounds (einer den finnischen Fjorden ähnliche Landschaft), in einer Unterkunft, die seines Gleichen sucht: http://www.hopewell.co.nz (für schöne Bilder - und es handelt sich dabei wirklich um ein Backpacker!).


Für nur Sfr. 55.- gab es ein modernes Zimmer mit eigenem Bad, Heizdecken(!!) im Bett, Whirlpool unter den Sternen und gratis Muscheln und Austern, welche wir selber aber am Strand sammeln "mussten/durften"! Persönlich wurde es geführt, wie das beste Bed & Breakfast. Selbst ein Golfplatz (es ist halt alles "very, very British" im Kiwi-Land) gab's um die Ecke und den teilten wir dann auch zweimal für 9 Löcher mit circa 500 Schafen, einem Stier und den dort lebenden "Paradise Ducks". Wen wundert's da, dass wir kaum dort angekommen waren, unseren Flug mit Quantas von Christchurch nach Melbourne grad mal um eine Woche verschoben haben?


Aber auch zum Thema kochen konnte ich noch so einiges Lernen.


In den Gemeinschaftsküchen dieser "Backpackers" hatte jeder seine eigenen Rezepte am Abend zum Besten gegeben, oder hatte sich von Kiwis, Aussies, Japanern oder dem Rest der Welt beraten lassen, oder denen frech über die Schultern geguckt, und somit seine Rezeptsammlung vergrössert. Unterdessen kann ich Austern auf 5 verschiedene Arten zubereiten - schmecken tun sie mir aber immer noch nicht! Und immer wieder waren wir beeindruckt, wie sich so 5 bis 10 Parteien in diesen "Grossküchen" zurechtgefunden haben, zur mehr oder weniger der gleichen Zeit.


Und zu unserem Trost: Wir waren auch nicht die Ältesten ( im Gegensatz zur australischen Ostküste, wo dies der Fall war) und haben somit die interessantesten Menschen kennengelernt.


Und da war noch die Tierwelt:


Wir haben "yellow eyed pinguins" beobachtet, beim Heimkehren vom Fischjagen. Das war jeweils später Nachmittag, an windigen Stränden, in versteckten Beobachtungsposten. Wir fanden uns dort wieder mit anderen Touristen, welche mit riesigen Teleobjektiven den Tieren "auf den Pelz rückten". Zur Zeit aber krankt diese Art von Pinguin und von den knapp 1'000, die es noch weltweit gibt, ist der ganze diesjährige Jahrgang zu 80% zu Grunde gegangen! Wir durften knapp 10 Stück von dieser raren Sorte beobachten - ein schönes Erlebnis.


Von den "little blue pinguins", die an mehreren Orten an der Küste der Südinsel leben, haben wir sehr, sehr viele gesehen und wie immer, auch alles gefilmt. Das ist dann schon etwas schwieriger gewesen, da diese Pinguine nur ca. 30 cm gross sind und erst nach Einbruch der Dunkelheit (21.00 Uhr) an ganz bestimmen Orten gewisser Strände landen. Immerhin landen sie in sogenannten "Rafts" (Gruppen) von 20 bis 30 Tieren. An einem Ort erlebten wir so an einem einzigen Abend das "coming home" von 150 little blue Pinguins und mit dem "Nightshot" meiner Filmkamera wurde auch das versucht fest zu halten.


Von den vielen "Encounters" mit den anderen wilden Tieren von Neuseeland (Königsalbatrosse, Keas, Wekas, Delfinen, Newsealands Fur Seals, Kiwis (die Vögel, nicht die Neuseeländer!)) werden wir Euch dann mehr zu Hause berichten und zwar in Ton und Film...


Alles in allem war "unser" Neuseeland ein vielfältiges, sehr naturnahes und sehr einfach zu bereisendes Land. Das Linksfahren ist mir ins Blut übergegangen und ich suche auch die Gangschaltung nicht mehr rechts von mir im Türgriff...


Ein Land in dem wir uns pudelwohl und -nass fühlten!

- ausser der Albtraum eines jeden Weltreisenden ereilt einem:


Meine Kreditkarte streikte plötzlich. Und dann denkt man ja spontan an die Werbung im Fernsehen: ein Mann im Anzug, kämpft sich mit einer Machete durch den Urwald und überreicht einem Reisenden eine neue Kreditkarte! "Ich auch", dachte ich. Es reicht schon, wenn man mir die neue Kreditkarte in einer Hotellobby überreichen würde statt im Dschungel! Aber weit davon entfernt! Ganze drei Wochen sind wir der Karte nach gerannt. Am verabredeten Ort war sie nicht zur Zeit, drei Tage später war sie halt auch noch nicht da und nachzuschicken hat man vergessen.....gut deckt man sich mit Ersatzkarten mehrerer Banken zuvor ein.


....nein, das war nicht "meine" Bank! Aber diese Bank hat es fertig gebracht, uns eine Karte aus der Schweiz nach Neuseeland zu schicken.....und das natürlich nicht in den im Werbespott versprochenen 24 Stunden.


However. Und wie geht es weiter?

Noch vor dem Abflug in Christchurch nach Melbourne haben wir uns spontan und ausserplanmässig am Flughafen einen Weiterflug nach Tasmanien gebucht....


Und im nächsten Mail erzählen wir Euch dann wie wir an der Great Ocean Road unseren 4WD Bush Camper am Strand in den Sand setzten und auf die Flut gewartet haben, oder welche Farben Wasserschlangen haben......


Herzliche Grüsse 


Daniel & Monika