Asien Brief

29. märz 2005

Dienstag, 29. März 2005


Asia at least



Liebe Freunde


Mit den für uns doch recht ungewohnten Schnee- und Kälteerfahrungen Japans noch in den Gliedern flogen wir von Tokyo wieder in wärmere Regionen Asiens.


Unsere Asienroute war die Folgende:

Hongkong, Singapur, Kuala Lumpur, Bangkok, Koh Chang Island, Phnom Penh, Siem Reap(Angkor Wat) und wieder zurück nach Bangkok.


Hongkong/Macao:


Da wir keine grossen Erwartungen in Hong Kong gesetzt hatten, wurden wir von dieser hektischen, pulsierenden Grossstadt auch nicht allzu fest enttäuscht - denn sie hat uns wirklich nicht begeistert. Phantastisch aber war, dass wir gerade richtig zum "Chinesischen Neujahr" dort waren, was uns drei zusätzliche wunderschöne, festliche Abende bescherte. Wir erlebten eine farbenprächtige Parade, ein riesiges Feuerwerk und mit Laser beleuchtete Wolkenkratzer und genau dieser Glamour machte uns Hong Kong einen Stop wert!


Um trotzdem noch ein Minimum an Kultur zu erleben, fuhren wir mit dem Schiff(1h) für drei Tage nach Macao, welches ebenfalls wegen dem "Chinesischen Neujahr" festlich geschmückt war. Irgendwie war es ein eigenartiges Bild diese ehemalige portugiesische Kolonie, in eben diesem Baustiel, mit chinesischen Lampions geschmückt zu sehen...!


Singapur:


Nach acht Tagen, und wieder mal einer Flugverschiebung mehr, flogen wir nach Singapur. Hier fanden wir nun definitiv zur Wärme zurück, welche wir zuletzt in Perth genossen hatten. Auch Singapur ist eine dieser "Shopping-Hochburgen" und all die Warenhäuser und Einkaufsstrassen mit ihren Luxusartikeln (in echt sowie auch als Fälschungen) haben aufs Erste sicher ihren Reiz – und das war's dann aber auch!


Wirklich erwähnenswert war für uns nur der Zoo und der daneben liegende Nachtzoo. Hier fühlten wir uns fast wie zum Amazonas oder nach Australien zurückversetzt. Die Natur fehlt uns allmählich und wir merken, dass wir wirklich keine Stadtmenschen mehr sind.


Kuala Lumpur:


So fuhren wir zur Abwechslung mal mit dem Bus von Singapur nach Kuala Lumpur, um etwas mehr von Land und Leute zu sehen. Da die schöne Ostküste leider noch Monsun hatte und uns alle von einer Reise dorthin abrieten, beschränkten wir uns auf die Hauptstadt. Es war übrigens die schmutzigste Hauptstadt Asiens, welche wir besucht hatten und dies überraschte uns doch etwas, da Malaysia ja eher zu den reicheren asiatischen Ländern zählt....Wir hielten eine ganze Woche durch!


Bangkok:


Dann flogen wir mit der Malaysian Airways nach Bangkok - in unsere nun 5. asiatische Hauptstadt (später noch gefolgt von Phnom Penh, als unsere 6. Hauptstadt).

Bangkok, eine Stadt, der Kompromisse - ein Mix der modernen Welt mit uralter Siam-Tradition auf Schritt und Tritt - eine Stadt, der 1001 Gerüche – eine Stadt... = einfach Leben pur!


Auf dem Chao Praya, dem grossen, trägen, braunen Fluss, der Bangkok in zwei Teile trennt, knattern uralte "Long-Tail-Boats" und riesige, beängstigend überladene Schubschiffe, welche Waren vom Meer ins Landesinnere transportieren und umgekehrt. Stinkende Tuk-Tuks (dreirädrige Mopeds) drängeln sich durch Strassen (zum Teil in der falschen Fahrtrichtung!!!), welche heute entweder vom Skytrain oder einer mehrspurigen Schnellstrasse auf Stelzen überbaut wurden. Taxis fahren heute mit Gas, was dazu führt, dass in Bangkok wieder geatmet werden kann (im Vergleich zu früheren Jahren!). Viele wunderschöne Tempel, deren Blattgold in der Sonne glitzert im Schönheitswettbewerb mit neusten Hochhäusern, die aus lauter "Bescheidenheit" sogar einen eigenen, kleinen Haustempel besitzen - ein Muss in Thailand. Ein Jaguar, der hupend einen Linienbus ohne Fensterglas und Aircondition von der Strasse drängt und reiche, elegant angezogene Menschen, welche einen grossen Bogen um die doch zahlreichen Bettler der Stadt machen - und zwischen all dem stehen die verführerischsten Garküchen, die man sich nur vorstellen kann, in denen Tag und Nacht Thai-Food erstanden werden kann. Eine Stadt in der man scheinbar 24h isst.


Damit wir etwas von der kulinarischen Vielfalt nicht nur an den Hüften mit nach Hause nehmen können, besuchten wir beide mit viel Spass auch noch einen Kochkurs. Ihr merkt nun sicher Bangkok ist definitiv zu meiner asiatische Lieblingshauptstadt geworden.


10 Tage verbrachten wir hier mit Besichtigungen von Tempeln und Märkten und haben uns dabei nicht weiter weg bewegt, als bis nach Ayutthaya, der alten Hauptstadt Siams. Dann packte Monika erneut das Reisefieber und sie klagte, sie wolle doch auch noch ein bisschen Ferien machen????.


Koh Chang Island:


Also packte ich Monika und einen Koffer und wir fuhren für 14 Tage auf Koh Chang, einer wunderschönen Insel an der kambodschanischen Grenze, um die Seele baumeln zu lassen, Sonne zu tanken, Bücher zu lesen und vom Erlebten zu zehren.


Dort haben uns dann Jürgen und Karin, zwei waschechte "Hamburger", relativ rasch davon überzeugt, dass wir Kambodscha mit seinen weltberühmten Tempel in Angkor Wat auf unserer Weltreise nicht auslassen durften. Jetzt, wo wir so nahe daran seien, wäre es ein Verbrechen sie nicht zu besuchen! Da wir aber keine US Dollars dabei hatten und diese unerlässlich für eine Reise nach Kambodscha sind, haben sie uns einfach so mal 240.- Dollars in Cash geliehen...!


Ein weiteres Mal waren wir echt sprachlos, wieviel Vertrauen und Freundschaft uns auf dieser Reise entgegengebracht wurde.


Kambodscha:


Alsdann ging's los! Eine 2-tägige, recht abenteuerliche Reise sollte uns nach Phnom Penh bringen.


Der erste Tag führte uns über eine noch relativ gute Strasse von Trat über die Grenze von Kambodscha ins 130 km (= eine Tagesreise!) entfernte Koh Kong!


Bereits an der Grenze, mit dem Einholen des Visums, erlebten wir die hier in Kambodscha allgegenwärtigen Korruption live: Erstens waren die Kosten höher als Vorgegeben und Dollars wurden wegen dem momentan schlechten Wechselkurs schon gar nicht genommen und zweitens musste eine Person aus unserer Sechser-Gruppe ihr Visum zweimal bezahlen, weil ihr Geld auf so wundersame Art und Weise aus dem Pass verschwunden war, der Beamte aber das Geld scheinbar nicht genommen hatte...!


Ergo: sechs Touristen, die alles mitansahen, gegen vier Beamte, die von nichts wissen....- keine Chance!


P.S. Ein Visum kostet normalerweise 20.- US$, das ist etwa das 10-fache eines durchschnittlichen Tagesseinkommens!


Am zweiten Tag ging‘s dann nur noch über staubige, schlecht präparierte Schotterpisten quer durch den Urwald nach Phnom Penh. Vier Flussüberquerungen, mit zum Teil abenteuerlichen Flossen auf die bis zu sechs Autos geladen wurden, brachten uns durch wunderschöne Landschaften. Dörfer, mit einfachen, aber schönen Hütten auf mindestens 2m hohen Stelzen, freilaufende Schweine und Wasserbüffel, trockene Reisfelder und überall freundliche Menschen säumten dabei unsere "Strassen". Ein wunderschönes Land.


In Phnom Penh besuchten wir dann zuerst einmal das Nationalmuseum um unsere Geschichtslücken zu füllen. Für ein Trinkgeld führte uns eine Archäologiestudentin eine halbe Ewigkeit von der Prä-Angkor-Epoche bis zur düsteren Zeit der "Khmer Rouge", vom Hinduismus bis zum Buddhismus. Nebenbei erfuhren wir auch noch den neusten Tratsch über den neuen König (seit Oktober 04), um den sie sich alle grosse Sorgen machen, da er mit 51 Jahren noch nicht verheiratet ist....Man munkelt, er würde sich mehr fürs gleiche Geschlecht interessieren..


Phnom Penh selbst hinterliess bei uns einen alles in allem interessanten aber sehr armen Eindruck. Die Bauweise der Franzosen und deren Restaurationen sind auch heute noch dominierend vorhanden und schwächen das asiatische Bild etwas ab. Die Menschen hier kämpfen täglich ums Überleben. Ein Beispiel um zu verdeutlichen, wieviel hier ein Dollar wert ist: Als wir einem Tuktuk Fahrer sagten, dass wir am anderen Morgen um 07.00 Uhr zur Fähre müssten, schlief er in seinem Vehikel vor unserer Tür um uns ja nicht zu verpassen, es ging dabei um einen Dollar!!


Eine weitere Tagesreise über 9 Stunden brachte uns also dann drei Tage später mit dem Boot über den Mekong-Zufluss "Tonle Sap" nach Sieam Reap zu den berühmten Wats. Da Trockenzeit herrschte, mussten wir dreimal unterwegs auf "hoher See" die Boote wechseln. Eine Stunde lang wurde zusätzlich das Boot mitten im Fluss repariert - mit Erfolg. Beim Entladen des kleinsten Bootes am Schluss geschah dann das, was wir eigentlich schon früher erwartet hatten: einem der Jugendlichen, die sich immer auf die ankommenden Boote stürzten, um als Gepäckträger etwas zu verdienen, "verlor" einen Koffer kurz im Fluss.....dass es sich dabei um unseren Koffer handelte, war somit unser Pech... Das hat unser Abenteuergefühl dann doch noch etwas strapaziert! Immerhin erwischte er den Koffer wieder...und nur die Kleider waren etwas nass geworden. Der Koffer sah mehr nach Schlamm aus als sonst was und über den Duft der Kleider zu schreiben...dafür fehlen mir noch heute die Worte...! Aber einen Koffer voller Kleider zu waschen kostet in Kambodscha 4.-US$ - was soll's?


In Siem Reap hatten wir dann für drei Tage ein volles Programm.

Schon am Ankunftstag besuchten wir eine Stunde nach Ankunft den ersten Tempel: Sonnenuntergang war angesagt. Der Tempel war da, die Sonne ging aber leider ungesehen unter - Dunst.


Die nächsten 2 Tage besichtigten wir die verschiedensten Tempel, wovon aber nur einer Angkor Wat heisst, der Name aber öfters für die Gesamtheit aller Tempel in Siem Reap steht. Teils sind die Tempel vom Urwald überwachsen und hinterlassen so einen recht mystischen Eindruck. Gebaut wurden sie übrigens vor über 620 Jahre von insgesamt 27 Königen. Einzigartig, wunderschön!


Ich kann nur auf die Fotos im Anhang verweisen oder auf eine schöne Internetseite, die wir über Kambodscha gefunden haben.http://kambodscha.tomber.de/Kambodscha.shtml


Was darauf aber fehlt, ist die Hitze von knapp 40 Grad, die unwahrscheinlich hohe Luftfeuchtigkeit, und die vielen Menschen, die ausserhalb der Tempel alles Mögliche und Unmögliche an die Touristen zu verkaufen zu versuchen - jeder nutzt hier die Chance eine Kleinigkeit zu verdienen. Alles aber mit einer Herzlichkeit und mit viel Humor, wofür ja asiatische Länder bekannt sind.


Die Abende verbrachten wir einmal mit einer traditionellen Apsara Tanzveranstaltung mit ihren farbenprächtigen, märchenhaften Gewändern, wirklich äusserst sehenswert. Den anderen Abend verbrachten wir zusammen mit einem jungen Paar aus Berlin, welches die strapaziöse Busfahrt von Thailand nach Kambodscha mit uns machten. Diesmal besuchten wir Doktor Beat Richner, alias Beatocello, einen Schweizer Kinderarzt, der in Siem Reap und Phnom Penh je ein – für Kambodschaner kostenloses - Kinderspital gegründet hatte. Ein informativer Vortrag über die Gesundheitsprobleme der Kinder, von Tuberkulose bis zu den von Tretminen abgerissene Gliedermassen, sowie den ebenfalls durch Korruption erschwerter Arbeit in diesem Land, machten uns gleichermassen betroffen. Logischerweise liessen wir einen Teil unserer Reisekasse dort.


Wer mehr darüber wissen möchte: http://www.beatocello.com/


Diese acht Tage in Kambodscha haben uns einen kurzen, aber nachhaltigen Einblick in das zweitärmste Land Asiens gegeben - wir sind tief beeindruckt und auch ergriffen.


Wie geht’s weiter:


Ein einstündiger Flug brachte uns aus Kambodscha nach Bangkok zurück.


Drei Tage verbleiben uns hier für Anzüge schneidern zu lassen, Brillengläser zu ersetzen und die letzten 5 Tage in London zu organisieren. Am 5. April schliesslich werden wir dann in Zürich landen - 328 Tage nach unserer Abreise.


Unseren Freunden, den "alten" sowie den vielen "neuen" und unseren Familien gilt unser grosser Dank für die Begleitung und die vielen Zeichen, welche wir über all die Reisezeit erhalten haben!


Wir sind uns bewusst, das während unserer Abwesenheit für alle die Zeit weiter gelaufen ist und es ist für uns nicht selbstverständlich, dass die vielen Freundschaften in dieser Zeit - meist nur über Email aufrecht gehalten - Bestand halten konnten!


Dangge vielmools! - Wir freuen uns Euch alle wieder zu sehen!


Herzliche Grüsse aus Bangkok


Daniel & Monika